Kronenburg und der Umgang mit seiner NS-Vergangenheit

Nach dem Krieg kehrte Werner Peiner nicht nach Kronenburg zurück. Dem kurzzeitigen Aufenthalt im Bergischen Land folgend, erwarb er nahe Leichlingen eine Burganlage, in der er seine Malertätigkeit fortsetzte. Sein privates 'Eifelhaus' am Burgbering wurde 1955 vom Eifelverein erworben und als zentrales Wanderheim genutzt. Anschließend ging es in Privatbesitz über und wird bis heute als Hotel und Restaurant betrieben.

Die Hermann Göring Meisterschule für Malerei wird seit 1952 als Bildungsstätte des Landes Nordrhein-Westfalen genutzt und ist aktuell (Stand 2023) als Fortbildungseinrichtung für Lehrerinnen und Lehrer dem Geschäftsbereich des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Schule und Bildung zugeordnet. 1985 wurden die Gebäude in die Denkmalbereichssatzung aufgenommen.

Eine Auseinandersetzung mit der eigenen problematischen Vergangenheit fand in Kronenburg bis in die 2010er-Jahre kaum statt. In der gesamten Ortschaft, die mit zahlreichen Infotafeln bestückt ist, fand sich kein einziger Hinweis auf deren NS-Geschichte; der Komplex Peiner - Göring - Malerschule blieb unbesprochen.

Dass die Ausgrenzung der Kronenburger NS-Geschichte schließlich doch noch aufgebrochen wurde, geht unter anderem auf die Arbeit des Historikers und Publizisten Frank Möller zurück. 2014 verfasste er für den Deutschlandfunk ein Radiofeature (s.u.), in dem politische und zivilgesellschaftliche Akteure vor Ort sowie der Enkel Werner Peiners, Markus Albanus, zu Wort kamen. Das Feature wurde zwar in Kronenburg rezipiert, seitens der dort ansässigen Heimat-, Geschichts- und Kulturvereine gab es jedoch wenig Bereitschaft, die Sendung zur Grundlage einer öffentlichen Veranstaltung im Ort zu machen.1

    Kooperationsbereit zeigte sich Martin Schöddert, der Leiter des Hauses für Lehrerfortbildung, in das die einstige Hermann Göring Meisterschule für Malerei umgewandelt worden war. Er befürwortete es, am Gebäude eine Informationstafel zu dessen Geschichte anbringen und im Hause selbst die Vertiefung des Themas auf sieben weiteren Tafeln darstellen zu lassen.

    Nachdem das verantwortliche Bildungsministerium in Düsseldorf unter der damaligen Ministerin Sylvia Löhrmann sowie die zuständige Denkmalbehörde ihre Genehmigungen erteilt hatten, konnte die Informationstafel am 27. Oktober 2016 an einer Mauer des Gebäudes angebracht werden. Im Jahr darauf wurden die weiteren sieben Tafeln im Innern des Hauses installiert.

    Diese digitale Ausstellung über Werner Peiner, seine Landakademie und die Hermann Göring Meisterschule für Malerei in Kronenburg basiert auf den damaligen Recherchen Frank Möllers zur Erstellung der acht Tafeln.

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    1. Möller, Frank: Verschwiegen, verdrängt, vergessen. DLF, 05.09.2014 unter URL: https://frank-moeller.eu/wp-content/uploads/2017/11/Kronenburg_09_DLF.mp3, letzter Zugriff: 30.05.2024, siehe dazu auch https://www.deutschlandfunk.de/kronenburg-verschwiegen-verdraengt-vergessen-100.html (letzter Zugriff: 30.05.2024).
    Aufarbeitung des NS in Kronenburg