Abkehr von Kronenburg
Werner Peiner verließ Kronenburg im September 1944. Die Alliierten hatten Paris zurückerobert und der Vormarsch auf das deutsche 'Reichsgebiet' stand unmittelbar bevor. Peiner zog mit einigen Getreuen zunächst nach Gimborn ins Oberbergische Land. Seine letztendlich gescheiterten Bemühungen um eine Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte in Kronenburg und um eine Wiederaufnahme seiner Tätigkeit als Leiter der Malerschule sind – soweit sie Niederschlag in Verwaltungsakten gefunden haben – wie folgt dokumentiert:
Vier Tage nach dem Einmarsch alliierter Soldaten in Gimborn wurde Peiner am 16. April 1945 verhaftet und am 23. April ins Gerichtsgefängnis der Kreisstadt Gummersbach überstellt, von dort aber am 1. Mai bereits wieder freigelassen. Am 8. August 1945 wurde er von englischen Offizieren erneut verhaftet und mit weiteren Gefangenen nach Recklinghausen in das Internierungslager Camp 4 überwiesen. Peiner leugnete bei seiner Vernehmung im Internierungslager, jemals Mitglied der NSDAP gewesen zu sein. Er hatte 1937 seine Aufnahme in die Partei beantragt. Am 13. Dezember wurde er mit weiteren Gefangenen nach Hemer verlegt und dort am 15. Januar 1946 endgültig in die Freiheit entlassen.1
Peiner suchte dann Kontakt mit dem Landrat des Kreises Schleiden, Bruno Klausener, dessen älterer Bruder Erich im Zuge des Röhm-Putsches ermordet worden war. Der Landrat sollte Peiner bei der Rückkehr nach Kronenburg helfen. Mit dem gleichen Ziel sprach Peiner auch mit dem Oberkreisdirektor Anton Graff. Beide Gesprächspartner warfen ihm jedoch vor, ein Exponent des NS-Staates gewesen zu sein und verweigerten ihre Unterstützung. Schließlich untersagte auch die Militärregierung des Kreises Schleiden Peiner eine Wiedereröffnung seiner Schule in Kronenburg und im gesamten Regierungsbezirk. Am 15. Juli 1949 erwarb Peiner nahe Leichlingen eine sanierungsbedürftige Burganlage: Haus Vorst. Er bewohnte sie bis zu seinem Lebensende am 19. August 1984. Eine Lehrerlaubnis erhielt er nicht mehr.
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1 Vgl. Pesch, Dieter und Martin: Werner Peiner – Verführer oder Verführter. Kunst im Dritten Reich, München: Grin Verlag, 2012, S. 112ff.