Nachtrag
Im Oktober 2021 fand das Emblem des Hauswappens der Familie Hermann Göring von gut einem Meter Durchmesser den Weg zurück in das Gebäude der ehemaligen Hermann Göring Meisterschule für Malerei in Kronenburg. Am 8. Juni 1938 war dieses Wappen bei Görings Rede zur Eröffnung der Meisterschule als Motiv eines Wandteppichs bereits für die damaligen Besucher:innen sichtbar. Das zentrale Motiv des Wappens bildet ein angewinkelter, eisern gepanzerter Arm, der einen Ring hält und offenbar Durchschlagskraft und Macht symbolisieren soll.
Als eisernes Objekt wurde dieses Wappenmotiv vermutlich um 1938 von dem damaligen Dorfschmied des Ortes Kronenburg, Josef Köller, angefertigt und rechts an der Eingangsseite des Gebäudes angebracht. Josef Köller hatte nach Aussagen Werner Peiners alle Schmiedearbeiten in dessen Schule und Privaträumen ausgeführt. Noch heute erinnern die markanten Straßen- und Hauslaternen in Kronenburg an ihn.
Nach dem Krieg – das genaue Jahr ist nicht bekannt – wurde Köllers Schmiedearbeit mit dem Wappenmotiv Görings von dem Gebäude entfernt und durch einen barock anmutenden Bildstock aus Buntsandstein ersetzt. Eingelagert wurde die Schmiedearbeit in dem Betrieb, in dem sie auch hergestellt worden war. Der heutige Besitzer, der Enkel Josef Köllers – Albert Köller –, erklärte sich nach einer Anfrage Martin Schödderts, Leiter des heutigen Hauses für Lehrerfortbildung, bereit, dem Haus das schmiedeeiserne Emblem als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen. Damit ist es einerseits vor dem Verfall sowie vor der möglichen Metallverwertung gerettet worden, andererseits kann es als historisches Objekt dazu dienen, bei entsprechender Kontextualisierung einen Beitrag zur Dekonstruktion von Legenden und Mythen über die NS-Jahre in Kronenburg zu leisten.
Martin Schöddert hat das Objekt in der heutigen Lehrerfortbildungsstätte anbringen lassen. Dort befindet sich auch noch ein zweiter Gegenstand, der der Verherrlichung Hermann Görings gedient hatte: eine weitere schmiedeeiserne Variante der Faust mit Eisenring, die in der NS-Zeit an der Spitze eines ein Treppenhaus umfassenden Turmes angebracht worden war, der Teil der früheren Malerschule gewesen ist und heute als Mietwohnung dient. Beiden Objekten wurden in dem Luftschutzkeller Fotografien zur Seite gestellt, die ihre frühere Platzierung zur kritischen Kontextualisierung verdeutlichen.