Zitate Peiners II

Peiners Äußerungen über seine Zeit nach dem Krieg:
"Wie Keulenschläge wirkte die Aufdeckung zahlloser Verbrechen, das ungeheuerliche Geschehen in den Konzentrationslagern, auf die Guten und Gläubigen im Lande. Nicht der verlorene Krieg mit all’ seinem Elend, sondern die Entwürdigung und Entehrung dadurch ließ sie in Scham versinken. Einen Kübel grausigsten Unrats fühlte ich, wie alle Ehrliebenden, über mich ausgegossen. […] Der Begriff 'Deutschland' war nicht mehr. Sein Name war befleckt, und seine Geschichte schrieben fortan die Sieger."
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Diese Äußerung liest sich deutlich als Exkulpationsstrategie: Peiner, der sich selbst als einer der 'Ehrliebenden' darstellt und der in einem Sinne gehandelt haben will, das völlig ungewiss der menschenverachtenden Verbrechen des NS-Regimes gewesen sein will. Zugleich kann Peiner jedoch noch während des Krieges als eine Art Vertrauter der NS-Führung gelesen werden. 

Ein weiteres Beispiel für Peiners Exkulpationsnarrativ verbindet seine affirmative Haltung zum Nationalsozialismus nicht mit seiner unreflektierten Befürwortung desselben, sondern mit der vermeintlichen Kränkung einer einzelnen Frau – ungesagt bleibt hier, dass seine Nähe zum Nationalsozialismus ein Grund hätte sein müssen, um seine Rolle als Veranstalter einer groß aufgebauten Ausstellung der Nachkriegszeit infrage zu stellen. 
"Die Außenwelt meldete sich mit dem Jahre 1953 wieder, als die Stadtväter der benachbarten Stadt Leverkusen mit den Führern der politischen Parteien mich besuchten und mich einluden, die erste Ausstellung in ihrem neuerworbenen Ausstellungsgebäude, Schloß Morsbroich, zu veranstalten. Sie hatten leider versäumt, eine wichtige Dame des Kulturausschusses mitzubringen, die darauf, gekränkt, ihrerseits einen großen Protest der Künstlerschaft gegen den 'Nazi' und Freund Görings inszenierte. Der Protest hatte (einschließlich der Kunstakademie Düsseldorf) 300 Unterschriften. Kein Wunder, daß die Stadt Leverkusen daraufhin kalte Füße bekam und die Ausstellung stillschweigend abblies."
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"Die Interviewerin [des niederländischen Fernsehens], eine nette junge Dame, wollte wissen, ob ich mich nicht belastet fühlte, einem verbrecherischen Regime gedient zu haben. Ich lachte und sagte ihr: 'Wer wußte denn etwas von einem verbrecherischen Regime, zumal vor dem Kriege, wo ich meine Aufträge erhielt. Alle Industriellen hatten Aufträge, die Beamten und selbst die Priester empfingen ihr Gehalt von diesem Staat. Und da nehmen Sie an, daß ein Künstler, dem der Auftrag neben der Ehre auch die Lebensgrundlage ist, sagen sollte: 'Nein, für diesen Staat arbeite ich nicht und verhungere lieber.' Das wäre doch grotesk!'"10
Gänzlich entkontextualisiert knüpft Peiner hier, mit einer fast zynischen Haltung, an das weitverbreitete Opfernarrativ der Wehrmacht in der Nachkriegsgeschichte an: er verharmlost seine Nähe zum NS-Regime, mit dem Argument des 'es haben doch alle gemacht' und schließlich stellt er sich als Künstler als vermeintliches Opfer und Benachteiligter in der Erwerbslandschaft des 'Dritten Reiches' dar, während verschwiegen wird, in welchen Höhen er von den Aufträgen – auch während der Herrschaft der Nationalsozialisten – der NS-Funktionäre profitierte.

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8 Peiner, Werner: Ein Künstlerleben in Sturm und Stille. Unveröffentlicht, o. O., o. J., S. 192f.
9 ebd., S. 263.
10 ebd., S. 326.