Künstlerische Werke
Betrachtet man konkret den künstlerischen Betrieb der 'Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei', zeigt sich, dass unter Werner Peiners Leitung erwartbar der nationalsozialistischen Ideologie entsprechend geprägte künstlerische Werke entstanden. Darunter fanden sich unter anderem Muster für 'Falkenjagd-Teppiche' zur Glorifizierung des Luftkrieges, großformatige Kartons als Vorlagen für Tapisserien mit symbolischen Darstellungen der fünf Erdteile, die den Weltherrschaftsanspruch der Nationalsozialisten visualisierten, sowie Entwürfe zu einer siebenteiligen Serie 'Deutscher Schicksalsschlachten'. Zeitgenössische Fotografien zeigen Peiner und seine Schüler auf fahrbaren Leitern vor vier Meter hohen und mehr als zehn Meter breiten Kartons in den neuen Atelierräumen bei ihrer Arbeit.
Als Auftraggeber der Kunst firmierten Führungspersonen des NS. Peiners Werke dienten der Ausstattung von Repräsentationsbauten in Berlin: der Neuen Reichskanzlei, dem 'Haus der Flieger' oder dem Auswärtigen Amt – aber auch der Wewelsburg, einer Kultstätte der SS südlich von Paderborn, sowie der nahe Kronenburg gelegenen NS-Ordensburg Vogelsang. Andere großformatige Arbeiten schmückten Görings Landresidenz 'Carinhall'. Entsprechend verbrachten die Schüler:innen der HGM einen erheblichen Teil ihrer praktischen Ausbildung damit, die Staatsaufträge Peiners zu erledigen. Hinzu kamen kleinformatige Arbeiten, die Peiner Hermann Göring als Geschenk zu dessen Geburtstagen überließ, oder mit der die Tochter Görings, Edda, an Geburts- und Weihnachtstagen bedacht wurde. Göring besaß darüber hinaus ein Vorkaufsrecht für alle Arbeiten der Schule.
Die zunehmende Beschäftigung mit Auftragsarbeiten für NS-Führer soll aber auch zu Auseinandersetzungen zwischen Meister und Schüler:innen geführt haben. Letztere kritisierten die damit verbundene Einseitigkeit der praktischen Ausbildung und einen Mangel an Betreuung. Ende 1940 eskalierte der Konflikt in einem offenen Protestschreiben. Peiner wertete dies als Verstoß gegen die Gehorsamspflicht der Beteiligten und verwies sie der Schule. Für die männlichen Betroffenen hatte dies die unmittelbare Einberufung zur Wehrmacht zur Folge.
Mit der Aufwertung der Malerschule zu einer Art Ausstatter nationalsozialistischer Repräsentationsbauten wurde die Eifelgemeinde auch zum Ziel hoher NS-Prominenz. Propagandaminister Joseph Goebbels besuchte die Nordeifel, ebenso der Reichsführer SS Heinrich Himmler, der bevorzugte Architekt des NS-Regimes Albert Speer, und auch der schwedische Entdeckungsreisende Sven Hedin.
Werner Peiner avancierte in diesen Jahren – neben Albert Speer und Arno Breker – zu einem der wichtigsten Staatskünstler des 'Dritten Reiches'. Die Produktion der Malerschule für den NS-Staat konnte diese noch aufrechterhalten, als bereits der Vernichtungskrieg gegen die zahlreichen politisch Verfolgten, u.a. in Osteuropa, tobte. Eines der letzten Peiner-Gemälde aus Kronenburg zeigt 'Hagen von Tronje' in Siegerpose über getöteten Kämpfern. Peiner hatte das Bild noch 1943 Adolf Hitler gewidmet.