Das Kriegsgefangenenlager Hollerath - ein vergessener Ort

In den Jahren des Zweiten Weltkrieges existierten zwischen 1939 und 1945 im damaligen Kreis Schleiden in der Eifel mindestens 63 Lager mit insgesamt mehr als 6.500 internierten Kriegsgefangenen und ausländischen Zivilarbeiter:innen.1 Für das Kriegsgefangenenwesen im ,Reichsgebiet’, dessen Rückgrat die sogenannten Mannschaftsstammlager (Stalag) bildeten, zeichnete sich die Wehrmachtsführung verantwortlich.

OpenStreetMap Hollerath

Das Kriegsgefangenenlager Hollerath befand sich am Daubenscheider Wald und lag in unmittelbarer Nachbarschaft des staatlichen Forsthauses am westlichen Ortsrand von Hollerath. (Karte: OpenStreetMap, April 2022.)

Die im Kreis Schleiden befindlichen Kriegsgefangenenlager unterstanden anfänglich dem Durchgangslager ,Dulag F’ (Köln) sowie in der Folge ,Stalag VI F’ (Bocholt) und ,Stalag VI H’ (Düren-Arnoldsweiler) im Wehrkreis VI Münster. Nach der Verlagerung des ,Stalag VI H’ nach Borissow (Baryssau, Belarus) oblag die Zuständigkeit über die Kriegsgefangenenlager bis 1945 dem ,Stalag VI G’ (Bonn-Duisdorf).2 Ausnahmslos alle in der Region eingesetzten Kriegsgefangenen waren in Arbeitskommandos eingesetzt und in Lagern interniert. Viele dieser Lager wurden ab 1938 im Rahmen der Bauaktivitäten am sogenannten ,Westwall’ errichtet. Ursprünglich als Unterkünfte für deutsche Bauarbeiter genutzt, wurden sie in der Folge durch Stacheldraht, Fenstergitter und Wachen gesichert und ihrer neuen Bestimmung zugeführt.3

Eines dieser Kriegsgefangenenlager befand sich am Ortsrand von Hollerath, südwestlich von Schleiden: Befindet man sich heute am damaligen Standort des Lagers, schaut man auf eine Weide. Von dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager sind auf den ersten Blick keine sichtbaren Zeugnisse erhalten. Dennoch lassen sich im Boden untertägig und obertägig noch Spuren und Hinweise auf das Lager finden. Die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Konfliktlandschaftsforschung (IAK) der Universität Osnabrück erschließt mithilfe von geoarchäologischen Methoden diesen gewaltüberformten Ort.

Diese digitale Ausstellung möchte das ehemalige Kriegsgefangenenlager Hollerath näher in den Blick nehmen und die Spuren des im öffentlichen Bewusstsein lange Zeit vergessenen Lagers und der in ihm internierten Kriegsgefangenen sichtbar machen. Konkret steht die Transformation des ehemaligen Lagergeländes und des einstigen Lagerfriedhofes im Vordergrund. 

Trotz der gegenwärtigen ,Unsichtbarkeit’ des Kriegsgefangenenlagers Hollerath bemüht sich die Gemeinde Hellenthal ebenfalls seit einigen Jahren, das hier vorgestellte Thema wieder in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen: So wurde beispielsweise für Februar 2022 eine Veranstaltung angekündigt, in der über den derzeitigen Stand der Planungen zur Errichtung einer Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene am ehemaligen Standort des Kriegsgefangenenlagers bei Hollerath informiert werden sollte. Zwar wurde die Veranstaltung aufgrund der Covid-19 Pandemie verschoben, die Thematik ist in der Hellenthaler Kommunalpolitik jedoch präsent und damit ein wichtiger Schritt in Richtung des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus getan.4

Unter den Menüpunkten ,Kriegsgefangenenlager’ und ,Lagerfriedhof’ erfahren Sie mehr zur Geschichte des Lagers, seiner Topographie und über das Schicksal der Kriegsgefangenen. Informationen zum Umgang mit Erinnerung und Gedenken an Krieg und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in der Region Hollerath sowie Erkenntnisse der aktuellen Geschichtsforschung zum Kriegsgefangenenlager Hollerath erfahren Sie im Menüpunkt ,Diskurse’.

Osnabrück im Mai 2023

                                                                                 

1 Vgl. Heinen, Franz Albert: “Abgang durch Tod”. Zwangsarbeit im Kreis Schleiden 1939-1945, Schleiden, 2018, S. 178-181.
2 Vgl. ebd. S. 169.
3 Vgl. ebd. S. 172.
4 Vgl. Gemeinde Hellenthal: Absage Informationsveranstaltung, in: Website der Gemeinde Hellenthal, 01.02.2022, URL: https://www.hellenthal.de/nachricht/absage-informationsveranstaltung-993 (abgerufen am 01.09.2022).