Befunde der Feldforschung

Da sich das Erscheinungsbild des Kriegsgefangenenlagers Hollerath seit Kriegsende bis zur Unsichtbarkeit hin transformiert hat, bleibt die Erarbeitung der noch verbliebenen Überreste und damit der Geschichte des Lagers eine Herausforderung für Forschung und Gesellschaft. Um die Überreste des historischen Ortes wieder sichtbar machen zu können, hat die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften (IAK) der Universität Osnabrück im Herbst 2021 eine Oberflächenprospektion mithilfe eines Magnetometers am Ort des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers durchgeführt. Diese hatte den Anspruch, Erkenntnisse über untertägige Spuren des Kriegsgefangenenlagers im Gelände zu ermitteln.

Magnetometerbefund: Kriegsgefangenenlager Hollerath

Ergebnisse der Magnetometermessung aus dem Herbst 2021 (Luftbildquelle: OpenGeodata NRW; Bildproduktion: Ron Wilke; Datenprozessierung: Andre Jepsen, Laura Jessen.)

Die Messergebnisse, die im Magnetogramm zu sehen sind, zeigen die Störungen im natürlichen Magnetfeld der Erde, die durch die im Boden liegenden Gegenstände hervorgerufen werden. Auf der hier eingefärbten Fläche gibt es im größeren Bereich der petrolfarbigen Einfärbung keinen signifikanten Befund. Demgegenüber stehen die magnetisch positiven Pole in gelber Markierung und die magnetisch negativen Pole in blau. Positive und negative Pole liegen immer nahe beieinander, da magnetische Objekte sogenannte Dipole sind. Die schwarze Linie auf der obigen Darstellung zeichnet den markantesten Befund der Messung nach. Dort liegen, wie anhand der hier zahlreich zu sehenden Dipole erkennbar ist, vermutlich magnetische Objekte im Untergrund. Das mit dieser non-invasiven geophysikalischen Methode, welche den Boden weitestgehend ungestört lässt, erfasste Ergebnis, kann nun geschichtswissenschaftlich interpretiert werden.

Da die gemessenen Anomalien in der untersuchten Fläche eine Linie bilden, lässt sich vermuten, dass es sich um armierte (mit Metall verstärkte) Fundamente der ehemaligen Lagerbaracken handeln könnte. Diese Einschätzung ist jedoch mit Vorsicht zu betrachten, denn abschließende Sicherheit über diese Vermutung wäre nur mit einer Grabung oder Bohrung (also einer invasiven Untersuchung) zu erhalten.

Magnetometermessung Hollerath

Magnetometermessung durch Mitglieder der IAK: Die Gradiometersonden sind auf einem Messwagen angebracht. Hierdurch soll verhindert werden, dass der sensible Messvorgang durch metallische oder elektrische Gegenstände gestört wird. (Quelle: NGHM / Universität Osnabrück.)

In interdisziplinärer Forschung arbeiten Wissenschaftler:innen daran, die Messergebnisse mithilfe von historischen Quellen wie bspw. historischen Luftbildern, Zeitzeug:innenberichten oder weiteren Quellen abzugleichen, zu interpretieren und zu überprüfen. So ließ sich der Standort einer Baracke zur Zeit des Lagers anhand der Auswertung gemessener Dipole aus Magnetometrie sowie aus Georadar-Messungen im Abgleich mit historischen Luftbildern nachweisen.1

Bei weiterführenden geophysischen Untersuchungen des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland wurden auf der Fläche des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers neben den Fundamentresten von fünf Baracken, eine Latrine sowie mutmaßlich ein Brunnen festgestellt.2

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1 Universität Osnabrück: IAK - Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften, in: Website der Universität Osnabrück, URL: https://www.konfliktlandschaften.uni-osnabrueck.de/startseite.html (abgerufen am 1.9.2022).
2 AID Magazin: Zwei Könige, ein Geköpfter und im Tod unsterblich – Jahresrückblick im Rheinland. URL: https://aid-magazin.de/2023/04/10/zwei-koenige-ein-gekoepfter-und-im-tod-unsterblich-jahresrueckblick-im-rheinland/ (abgerufen am 10.6.2023).