Ausblick
Der Standort des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Hollerath kann als ein ,typisches‘ Beispiel einer ,Konfliktlandschaft’, wie sie die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Konfliktlandschaften versteht, betrachtet werden.
Neben der gegenwärtig scheinbaren Unsichtbarkeit des historischen Kontexts des Zweiten Weltkriegs offenbart das Gelände allerdings, wie aktuelle Forschungen und Kenntnisse der Geschichte des Ortes zeigen, sehr schnell die bis heute deutliche Sichtbarkeit der Vergangenheit. Als charakteristisch können hier die vor allem untertägig noch gut nachvollziehbaren Spuren des Lagergeländes aufgefasst werden. Zugleich bietet der Ort auch obertägig zahlreiche Anhaltspunkte, die auf seine Einbettung in die Geschichte des Nationalsozialismus schließen.
Neben der Perspektive auf die Opfer des NS-Regimes und die menschenverachtenden Bedingungen ihrer Internierung und Verpflichtung zur Zwangsarbeit zeigen heutige Betrachtungen dieses somit ,exemplarischen‘ Ortes, welche Bedeutung materielle ,Markierungen‘ von Landschaft und deutliche Anstöße zu einer kritischen Gedenkkultur einnehmen müssen. Dies verweist deutlich auf die Notwendigkeit in erster Linie den Opfern, die nicht mehr für sich sprechen können und deren ,Verstummen‘ Teil der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus war, Sichtbarkeit zu verleihen.
Neben der offensichtlichen und notwendigen Problematisierung fehlender Gedenkkultur ist weiter die Deutlichkeit, mit der der Ort seine Geschichte bei genauerer Betrachtung offenbart, zu würdigen und daran anzuknüpfen. Das könnte konkret bedeuten, den Ort als Lernort für jüngere und nachkommende Generationen zu verstehen und demnach als Chance und Anlass zum Erlernen historischen Denkens zu nutzen.
Die gegenwärtige Forschung zum Ort ist nicht abgeschlossen. Es bleiben besonders zum ehemaligen Lagerfriedhof viele offene Fragen und damit zum größeren Kontext des Kriegsgefangenenlagers Hollerath. Diese werden hoffentlich – als ein weiterer Beitrag für die Sichtbarkeit des Ortes und seiner Vergangenheit – in naher Zukunft beantwortet werden können. Alternativ wird die Beantwortung derselben zu neuen Fragen führen, deren Beantwortung im Interesse gegenwärtiger und zukünftiger Gesellschaften liegen sollten.