Genehmigung der Umbettung
Mit Blick auf die Dokumentation der Umbettung, die somit nicht in der Kenntnis und dem Einvernehmen aller Beteiligten stattgefunden haben müsste, stellt sich schließlich die Frage, ob und inwiefern die entsprechende Genehmigung für die Umbettung gegeben war. Wann und durch wen wurde sie genehmigt?
Julius Erasmus vermerkte in seinem Schreiben an die Bundesgeschäftsstelle des Volksbundes deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) vom 26. Januar 1955: "Von Herrn von Benguin [sic] hörte ich, daß die Bundesgeschäftsstelle dazu [zur Umbettung, Anm. d. Verf.] die Genehmigung erteilen müsse. Bis heute haben wir aber in dieser Sache nichts gehört und bitten wir um Mitteilung, ob die Überführung stattfinden soll und wer die Überführung vornehmen soll."1 Erasmus hatte sich "bereit erklärt, die Überführung gegen Erstattung der Unkosten selbst vorzunehmen"2, hielt jedoch auch fest: "Bis heute haben wir aber noch keinen Auftrag zur Überführung erhalten."3 Eine schriftliche Genehmigung für die Umbettung scheint es auch im folgenden halben Jahr nicht gegeben zu haben. Die einzigen, die von dem Vorgang im VDK wussten, waren offensichtlich Julius Erasmus als vor Ort für die Kriegsgräberstätte Vossenack Verantwortlicher und Oberst a. D. Konstantin von Béguelin vom VDK Kassel.
Von Julius Erasmus stammt auch ein weiteres, sehr kurz gehaltenes Schreiben an die Kreisverwaltung Monschau, in dem er den Vorgang der Umbettung bestätigt. Es ist auf den 27. Juli 1955 datiert. Darin heißt es:
"Am 26./7.55 wurden die sterblichen Überreste des Herrn Gen.Feldm. Walter Model [Sperrung im Original], geb.: 24./1.91 aus den Waldungen des Grafen Spee umgebettet und auf der Kriegsgräberstätte Vossenack in Grab 1074 beigesetzt. Die Beisetzung erfolgte in Beisein des Herrn Ministerialrats von Benguin [sic] und des Sohnes des Gefallenen."4
Auch hier bleiben weitere Fragen offen: Nicht hinreichend geklärt ist, wer die sterblichen Überreste Walter Models auf dem Besitz des Grafen von Spee exhumiert hat. Hierzu besteht nur die Aussage von Julius Erasmus, der davon schrieb, dass Hansgeorg Model gemeinsam mit Herrn von Béguelin die Umbettung durchgeführt hätte, was schon auf praktischer Seite große Fragen aufwirft. Weiter ist unklar, wer die sterblichen Überreste aus dem Waldgebiet nach Vossenack gebracht hat und in Vossenack an der Aushebung des bereits vorhandenen Grabes, der Umbettung des unbekannten Soldaten und der erneuten Bestattung der Knochen Walter Models beteiligt war. An einer Stelle wird bzgl. des Vorgangs auf der Kriegsgräberstätte beschrieben, dass dieser nur "im Beisein" von Hansgeorg Model und Konstantin von Béguelin erfolgt sei; ein späteres Schreiben von Julius Erasmus an den Landesverband des VDK in Essen gibt dazu jedoch einen konkreteren Hinweis: Am 20. September 1955 teilte Erasmus mit, "daß der Sohn des Gefallenen mit Herrn von Beguin [sic] hier war und erklärte, daß er mit Genehmigung des Volksbundes seinen Vater hier beisetzen wollte. Die beiden Herrn haben auch die Überführung nach hier durchgeführt."5
Es spricht also einiges dafür, dass Model und von Béguelin den gesamten Vorgang der Umbettung begleitet haben: die Ausgrabung im Wald des Grafen von Spee, den Transport nach Vossenack und die dortige Bestattung. Eine schriftliche Genehmigung dafür lag – soweit bekannt – nicht vor. Dem gesamten Vorgang haften somit geradezu klandestin anmutende Züge an.
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1 Brief vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Kriegsgräberstätte Vossenack, Julius Erasmus vom 26.01.1955 an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Bundesgeschäftsstelle, Kassel. Stadt- und Kreisarchiv Düren, Moderne Akten 4325.
2 ebd.
3 ebd.
4 Brief von der Kriegsgräberstätte Vossenack, Julius Erasmus vom 27.07.1955 an die Kreisverwaltung Monschau. Stadt- und Kreisarchiv Düren, Moderne Akten 4325.
5 Kopie eines Schreibens von Julius Erasmus, Vossenack vom 20.09.1955 an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband Nordrhein-Westfalen, Essen. Stadt- und Kreisarchiv Düren, Moderne Akten 4325.