Weitere Gedenksteine

Zehn Jahre nach der angeblichen Umbettung Walter Models wurde am 8. Oktober 1965 ein neuer Gedenkstein im vorderen Bereich der Kriegsgräberstätte gesetzt. Es war ein Stein, auf dem „unserer Toten im Osten“ gedacht wird, versehen mit der Kreuzsymbolik des Volksbundes.

Gedenkstein für die Toten im Osten

Gedenkstein für die „Toten im Osten“ im Eingangsbereich der Kriegsgräberstätte. (Foto: Frank Möller)

Solche Steine wurden in Zeiten des Kalten Krieges auf zahlreichen Kriegsgräberstätten aufgestellt. Nachdem die Ost-West-Teilung endgültig erschien, sollte damit auch denjenigen Angehörigen oder Kriegskameraden ein Ort der Trauer gegeben werden, die die eigentlichen Gräberstätten ihrer Verwandten und Freunde jenseits des ‚Eisernen Vorhanges‘ aufgrund der politischen Lage nicht aufsuchen konnten.

Wiederum vierzig Jahre später wurden im Jahr 2005 und 2006 zwei weitere Gedenksteine auf der Kriegsgräberstätte Vossenack aufgestellt, die aus verschiedenen Gründen zu problematisieren sind: Der eine befand sich direkt hinter dem Eingang auf der linken Seite. Er wurde dort 2006 auf Initiative des ‚Fördervereins Windhunde mahnen zum Frieden e. V.‘ unter der damaligen Leitung von Helmut Rösseler aus Gey († 2017) gesetzt und galt dem Gedenken an im Einsatz verstorbene Bundeswehrsoldaten. Im Juni 2022 wurde diese Gedenk-Inszenierung, die immer wieder für Konflikte gesorgt hatte, durch den Kreis Düren entfernt. Der zweite befindet sich ebenfalls links des Weges kurz vor dem Aufgang zum Gräberfeld. Er wurde ein Jahr zuvor Julius Erasmus gewidmet, der sich in der Region Verdienste um die Bergung von Kriegstoten erworben hatte und einige Jahre für den Volksbund und später für den Kreis Monschau als Friedhofswärter tätig gewesen war.

Windhund-Stein

Der „Windhund-Stein“ wurde zwischenzeitlich von der Kriegsgräberstätte Vossenack entfernt. (Foto: Frank Möller)

Gedenkstein Julius Erasmus

Das zwischenzeitlich entfernte Doppelkreuz mit Gedenk-Plakette für Julius Erasmus. (Foto: Frank Möller)

Beide Steine waren und sind unterschiedlich zu bewerten: Die Platte auf dem Stein zur Erinnerung an Julius Erasmus enthält lediglich dessen Geburts- und Todesdaten sowie den Hinweis, dass es sich bei ihm um den ‚Totengräber von Vossenack‘ gehandelt hat. Anders dagegen der Stein, der von dem Förderverein gesetzt wurde: Wer auf einer Kriegsgräberstätte, auf der Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS ruhen, einen Stein aufstellen lässt, der dem Gedenken an umgekommene Bundeswehrsoldaten gilt, schlägt eine Brücke von Hitlers Militär, das einen rassistischen Vernichtungskrieg mit etlichen Kriegsverbrechen geführt hat, zur Parlamentsarmee einer Demokratie. Dass der Stein an dieser Stelle keinen berechtigten Platz hatte, hätte schon 2006, im Jahr der Aufstellung, deutlich sein müssen. In dem damals noch gültigen und inzwischen verschärften Traditionserlass der Bundeswehr des Jahres 1982 hieß es dazu bereits: „In den Nationalsozialismus waren Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos missbraucht. Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.“1

Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb beide Gedenkobjekte in der vorliegenden Form problematisch waren und sind: In beiden Fällen wurden die Texttafeln auf den Doppelkreuzen montiert. Diese Doppelkreuze wurden von der benachbarten Kriegsgräberstätte Hürtgen übernommen. Es hätte jedoch damals schon bekannt sein müssen, dass sich der Urheber dieser Doppelkreuze, der Gartenarchitekt Carl Ludwig Schreiber, mit seinen im Volksmund sogenannten ‚Kameradenkreuzen‘ ganz bewusst gegen die Form von Robert Tischlers Symbolkreuzen abgegrenzt hatte.

Gedenk-Plakette für Julius Erasmus

Nach der Entfernung des "Erasmus Steins": Die Gedenk-Plakette für Julius Erasmus an ihrem neuen Platz rechts neben dem Hochkreuz. (Foto: Frank Wobig/ NGHM)

Tischler hatte sie gezielt und ausschließlich für die Kriegsgräberstätte Hürtgen entwickelt und wäre mit ihrer Installation ausgerechnet auf der benachbarten Gräberstätte Vossenack nie einverstanden gewesen (siehe dazu den Beitrag über die Kriegsgräberstätte Hürtgen sowie Schreiber 1951). Die Vermischung von zwei Kreuztypen auf der Vossenacker Anlage war daher allein schon aus kunsthistorischer Sicht abzulehnen und bedurfte der Korrektur:

Im Sommer 2022 erfolgte durch den für die Kriegsgräberstätte Vossenack verantwortlichen Kreis Düren zunächst die Entfernung des „Windhund-Steins“. Das Doppelkreuz, das als Auflagefläche für die Tafel zur Erinnerung an Julius Erasmus diente, ließ die Kreisverwaltung im September 2022 ebenfalls entfernen und platzierte die Erinnerungstafel am Aufgang zur Gräberstätte rechts neben dem Hochkreuz.1

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1Möller, Frank: Kriegsgräberstätte Vossenack. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-332617 (Abgerufen: 13. Juli 2022)

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