Walter Models Grab
Noch während über die Platzierung des Hochkreuzes debattiert wurde, soll die Umbettung eines prominenten Toten stattgefunden haben: Am 21. April 1945 hatte sich im Ruhrkessel südlich von Duisburg Hitlers Generalfeldmarschall Walter Modelselbst erschossen, um nicht in Kriegsgefangenschaft zu geraten und wegen begangener Kriegsverbrechen angeklagt zu werden – so die Überlieferung. Zehn Jahre später, am 26. Juli 1955, soll sein Sohn Hansgeorg Model veranlasst haben, dass Walter Models sterbliche Überreste auf die Kriegsgräberstätte Vossenack umgebettet wurden.
Diese Erzählung blieb über Jahrzehnte unhinterfragt. Walter Models Grabplatte befindet sich in der Mitte des Gräberfeldes, ein bereits dort bestatteter unbekannter Soldat soll dafür extra an den Rand der Anlage verlegt worden sein, um Platz für Model zu schaffen. Der Generalfeldmarschall habe inmitten seiner Soldaten ruhen wollen, so die Aussage seines Sohnes.
Spätere Recherchen haben jedoch deutlich gemacht, dass an der Erzählung der Umbettung erhebliche Zweifel angebracht sind.Walter Model selbst wollte nicht, dass seine Überreste umgebettet werden. Seine Familie war, abgesehen von seinem Sohn, ebenfalls dagegen. Außerdem wurde die angebliche Umbettung von seinem Sohn und einem führenden Mitarbeiter des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge geradezu klandestin durchgeführt.
Es gab aber weder eine Genehmigung, noch ein Umbettungsprotokoll, noch Zeugen. Es ist daher wahrscheinlich, dass es sich bei Models Grab um eine rein symbolische Grabstelle handelt, die allerdings trotz ihrer zweifelhaften Echtheit in den zurückliegenden Jahren zum Anziehungspunkt für Militariafreunde und Rechtsextremisten geworden ist. Eine Überprüfung des angeblichen Umbettungsvorgangs durch eine archäologische Grabung steht bis heute aus.1
Mit einem mobilen 3D-Scanner wurde ein detailgetreues LiDAR-Model der Grabplatte Walter Models auf der Kriegsgräberstätte Vossenack erzeugt, welches Sie in einer frei wählbaren 360°-Perspektive betrachten können.
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1Möller, Frank: Kriegsgräberstätte Hürtgen. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-332617 (Abgerufen: 13. Juli 2022)