Die psychiatrische Klinik

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Denkmal an der Stelle des ehemaligen psychiatrischen Krankenhauses in Mogilew, ca. 2010.

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Screenshot aus einem deutschen Propagandafilm am Ort des psychiatrischen Krankenhaus aus 1941.

Zwischen September 1941 und Mitte Januar 1942 wurden die Patienten des Mahiljouer Bezirkspsychiatrischen Krankenhauses liquidiert. Bereits in den ersten Tagen der Besatzung der Stadt durch die deutschen Faschisten wurde die Versorgung der medizinischen Einrichtung mit Lebensmitteln auf ein Minimum reduziert: Die deutschen Besatzer verurteilten die Kranken zum Hungertod (Gerlach K. „Berechneter Mord“).

Im September 1941 befahl der Leiter der „Einsatzgruppe B“, der spätere Chef der Reichskriminalpolizei Arthur Nebe, der „Einsatzkommando-8“, in Mahiljou Experimente zur Tötung psychisch kranker Menschen mit Gas und Sprengstoffen durchzuführen. Während dieser Experimente wurden an einem Tag innerhalb von 13 Stunden zwischen 500 und 600 Kranke, darunter auch Juden, durch das Einleiten von Abgasen aus mehreren Pkw und Lkw in hermetisch abgeschlossene Räume getötet. Einige Insassen und das medizinische Personal wurden erschossen. Die in den psychiatrischen Krankenhäusern von Minsk und Mahiljou erprobte Mordtechnologie trug zur Entwicklung der Gaswagen bei, in denen Menschen im verschlossenen Laderaum an den Abgasen starben.

Die Auswahl der Opfer erfolgte anhand von Listen arbeitsunfähiger Personen. Die jüdischen Patienten wurden von einem Mitarbeiter des medizinischen Personals an die Mörder übergeben. Die Bedeutung der Aktion vom 16. September 1941 wird durch die Anwesenheit mehrerer hochrangiger Personen bestätigt: des Chefs der Einsatzgruppe B, SS-Obergruppenführer Arthur Nebe, seines Adjutanten Schulze, des Arztes der Einsatzgruppe B Dr. Batist, Dr. A. Widmann, des Hauptübersetzers der Einsatzgruppe B, Einsatzkommando 8, Hauptsturmführer A. Prieb sowie offenbar Teile des Kommandos unter SS-Sturmbannführer.

Die Vorbereitung der Liquidation der psychisch kranken Patienten von Mahiljou wurde auf Film festgehalten. Im Film sind unter anderem das Gebäude, in dem die Tötung stattfand, ein Pkw mit dem Kennzeichen „Pol 51628“ und ein Lkw „Adler“ (Kennzeichen „Pol 28545“), an den zwei Schläuche angeschlossen waren (durch die Abgase vom Motor in den Raum geleitet wurden), sowie die Pfleger und mehrere Personen (darunter drei Kinder) – die Opfer des verbrecherischen Experiments zu sehen. Die Morde an den psychisch Kranken von Mahiljou wurden in mehreren Nachkriegsprozessen in der BRD und der DDR behandelt.

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Screenshot aus dem deutschen Propagandafilm: eine "Probevernichtung" mit Autoabgasen, 1941.

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Eröffnung des Denkmals am psychiatrischen Krankenhaus von Mogilew 2009 (Foto: Ida Schenderovitsch).

Ein Denkmal für die Opfer des Mahiljouer psychiatrischen Krankenhauses, geschaffen von dem Bildhauer Minschkow, wurde 2009 enthüllt. Die Idee zur Errichtung des Denkmals entstand bereits Anfang der 1990er Jahre, als deutsche Spezialisten nach Belarus kamen. An der Errichtung des Denkmals war Gerrit Heuendorf, Mitarbeiter des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Technischen Universität München, beteiligt.

**Erinnerungen von Hanna Sawutsina, Chefkrankenschwester des Bezirkspsychiatrischen Krankenhauses:**

„Wie die Patienten der psychiatrischen Klinik und der Chefarzt, der Jude Meir Majseewitsch Klipzan, 1941 getötet wurden, weiß ich von meiner Mutter. Seine Familie wurde evakuiert, die meisten Ärzte waren fort. Vor dem Einmarsch der Deutschen in Mahiljou sorgte er dafür, dass die Kranken, die Verwandte hatten, von diesen nach Hause geholt wurden. Er zog einen Krankenhauspyjama an und blieb, um den schwer psychisch Kranken zu helfen. Er wurde gewarnt, dass er wegen seiner Stellung als Chefarzt, Kommunist und Jude umgebracht werden könnte. Er wurde auf dem Dachboden versteckt. Es wird gesagt, dass ein Verräter ihn verraten hat.

Im großen Keller der Kinderabteilung wurden Menschen mit Gas vergiftet. Danach wurden er und die Kranken in ein Fahrzeug verladen und in den Pjatschyro-Wald gebracht, wo sie in Gräben getötet wurden. Ein Pfleger ging nach der Erschießung nachts zu dem Graben. Sie versuchten, den Chefarzt zu finden, um ihn umzubetten, aber sie fanden ihn nicht bis zum Morgengrauen. Der Graben war groß."