Gedenkstätte am Ort der Massenerschießungen bei Ljubuš
Aus den Erinnerungen von Vera Pavlovna Raykova, geboren 1916, Stadt Mahiljou:
"Oh, ich habe gesehen, wie in Ljubuš die Juden erschossen wurden. Es war im Herbst, zu Beginn des Krieges.
Am Morgen machten wir uns auf den Weg nach Barouki, um Kartoffeln zu graben, und sahen, dass ein großes, breites quadratisches Loch ausgehoben war. Wir schauten hin und sahen, dass ein Lastwagen kam – ein Fahrzeug mit einer Plane über dem Aufbau. Einer, noch einer, ein dritter, insgesamt sechs Lastwagen. Wir hatten noch nicht einmal angefangen zu graben. Wir dachten, dass diese Lastwagen für die Kartoffeln zu uns kamen und wir sie beladen müssten. Aber die Deutschen aus den Lastwagen riefen: 'Schnell, schnell!' Sie deuteten uns an, dass wir verschwinden sollten. Wir rannten weg, schauten aber aus der Ferne zu.
Dann begannen sie, Kinder aus den Lastwagen zu lassen. Kinder im Alter von etwa 15-16 Jahren und kleinere, die sich an den Kleidern festhielten, sich drängten und weinten. Es waren sehr viele Menschen. Und sie trugen rote, blaue und grüne Hütchen. Unterschiedlich gekleidet. Einige in Jäckchen. Alle wurden aus den Lastwagen geworfen. Es waren auch Erwachsene dabei. Aber die Kinder sind mir im Gedächtnis geblieben. Wir standen dort wie gelähmt. Sie wurden hinuntergeführt. Es waren Hunderte. Weiter konnten wir nichts sehen, aber wir hörten Schüsse. Wahrscheinlich ein Maschinengewehr: rat-a-tat-tat. Das haben wir uns eingeprägt.
Es war ein riesiges Loch. Aber es gab auch noch andere Gräber. Mein Vater erzählte, dass er noch eine Erschießung gesehen hatte. Er war in den Wald nach Barouki gegangen, um trockenes Holz zu holen. Er hatte gerade einen passenden Baum gefunden, als er Motorräder mit Beiwagen sah: 'Tik-tik-tik'. Mein Vater drückte sich an eine Tanne. Er dachte, wenn sie ihn sehen, ist es aus mit ihm. Er hielt den Atem an. Die Motorräder hielten an. Gefangene aus dem Gefängnis, die gezwungen wurden, die Gräber zu schließen, stiegen aus. Die Deutschen schaufelten nicht selbst, sondern zwangen unsere Gefangenen dazu. Mein Vater hörte dort Gespräche. Über die eigentliche Erschießung sagte er nichts, aber alle sagten, dass dort Juden getötet wurden. Das alles war nah beieinander auf beiden Seiten des Waldes. Hier im Wald – alles dunkel."
Diese Fakten werden auch durch Zeugenaussagen bestätigt, die von der außerordentlichen Kommission während der Zeugenvernehmungen von Sofja Jasiutina aus dem Dorf Novopashkovo und Maria Vasilievna Paljakova im Jahr 1944 dokumentiert wurden (GAMA, f.306, op.1, d.10, S.42–43).