Verbindungsweg

Die enge Verknüpfung der 'Windhund'-Anlage mit der benachbarten Kriegsgräberstätte Vossenack war von Beginn an ein Anliegen des Veteranenverbandes der ehemaligen Wehrmachts-Einheit: 1960 war er mit seinem Vorhaben, die eigene Gedenkanlage in die Kriegsgräberstätte zu integrieren, nicht durchgekommen. Dreißig Jahre später, im Jahr 1990, konnte der Verband jedoch erreichen, dass ein Verbindungsweg zwischen der eigenen Anlage und der Kriegsgräberstätte auf Kosten des Kreises Düren geschaffen wurde. Der Verbindungsweg besteht heute noch, ist aber längst umstritten, weil seine Existenz die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. (VDK) geschaffene, benachbarte Kriegsgräberstätte durch diesen Anschluss für die eigenen Zwecke der separaten Gedenkanlage instrumentalisiert.


Als ähnlich problematisch wurde es vom Volksbund empfunden, dass der im Jahr 2000 gegründete Förderverein der 'Windhund-Division' drei Jahre später die Aufstellung von zwei sechs Meter hohen Flaggenmasten  später kam ein weiterer hinzu  beantragte und auch durchsetzen konnte. Bevor die Flaggen 2017 aufgrund von Witterungsschäden durch die Gemeinde Hürtgenwald ersatzlos entfernt wurden, wehten dort zunächst eine bundesrepublikanische sowie eine U.S.-amerikanische Flagge, später auch eine Flagge der EU.


Einen wesentlichen Aspekt bei der Darstellung der Entwicklungsgeschichte der Gedenkanlage bildete eine gesonderte Präsentation von Schautafeln auf dem Gelände, die der Selbstdarstellung der Kriegsgeschichte der Division diente. Sie wurden von Kurt Wendt (*1920 – †2012) geschaffen, der selbst der Division angehört und bereits 1943 das Emblem der 'Windhunde' entworfen hatte. Wendt war ausgebildeter Lithograf und seit 1950 als anerkannter Kinoplakatmaler tätig. Von ihm stammten nicht zuletzt das großformatige Plakat zu dem 1951 als Skandalfilm in die Kinogeschichte eingegangenen Werkes Die Sünderin mit Hildegard Knef.1 Seit den 1970er-Jahren war Wendt auch als Ausstatter von Theaterstücken und Fernsehstudios aktiv.

Am 6. Oktober 2006 wurden erstmals vier großformatige, von Kurt Wendt entworfene, Tafeln am Rande der 'Windhund'-Anlage präsentiert. Die mit Selbstzeugnissen der Division versehenen Tafeln dienten der Betonung  von 'Tapferkeit', 'Pflichterfüllung' und 'Anständigkeit', also wiederum den so häufig genannten, vermeintlichen 'soldatischen Tugenden' der Division sowie der Weitergabe dieses Selbstbildes der Division an die Soldaten der Bundeswehr. Eine kritische Einordnung der Divisionsgeschichte in den Kontext des Nationalsozialismus fand darauf nicht statt. Im Gegenteil: Die Tafeln blieben der Interpretation des Historikers und Publizisten Frank Möllers nach, der sich wiederholt kritisch mit der Geschichte der 'Windhund'-Division auseinander gesetzt hat, der während des NS-Regimes gültigen Perspektive verhaftet.2

Weil diese Darstellung immer wieder Kritik hervorrief, wurden die Tafeln 2009 neu gestaltet. Waren sie zuvor in einem Metallgestänge untergebracht, so wurden sie später in rustikalen hölzernen Schaukästen präsentiert, an deren Spitze sich das 'Windhund'-Emblem befand. Damit wurden sie gleichzeitig den Informationstafeln in den Eingangsbereichen der Kriegsgräberstätten Vossenack und Hürtgen angepasst. Zu den vier Tafeln auf der Anlage selbst kam später noch eine weitere, außerhalb der Anlage stehende Tafel hinzu. Inhaltlich unterschieden sich die neuen Tafeln kaum von den alten. Ihr Narrativ bewegte sich weiterhin im Rahmen der einseitigen und wiederholt kolpotierten Opfer- und Heldenerzählung der Division. Die eigene Beteiligung am Vernichtungskrieg wurde zur "ruhmreiche[n] Zeit in der Steppe vor Astrachan"3 verklärt.

Die Ausgestaltung der Tafeln war wiederum von Kurt Wendt in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Windhunde mahnen zum Frieden vorgenommen worden, unterstützt durch Rainer Valder, seinerzeit Vorsitzender des Geschichtsvereins Hürtgenwald e.V. Auch diese Fassung zog weitere Kritik auf sich. 2012 bat der Kreis Düren als Eigentümer des Grundstücks – er hatte es dem Veteranenverband 1985 für den symbolischen Betrag von 50 DM abgekauft und den Verband damit von Pflegeaufgaben entlastet – den wissenschaftlichen Beirat des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) um eine Begutachtung der Anlage sowie des von ihr verbreiteten erinnerungskulturellen Narrativs um jene Einheit der Wehrmacht.

Der Beirat gelangte zu dem Schluss, dass die Tafeln im öffentlichen Raum nicht tragbar seien, weil sie die Divisionsgeschichte in unverantwortlicher Form glorifizierten, statt die Rolle der Division im Zweiten Weltkrieg kritisch einzuordnen. Infolgedessen wurden die Tafeln erneut abgebaut; die Eingangstafel zuletzt am 08. Juni 2015.

Bemühungen des Kreises Düren, mit dem Förderverein der 'Windhunde' im Gespräch zu einer tragbaren Lösung in der Frage der Informationstafeln zu kommen, scheiterten in den Folgejahren. Der letzte ernsthafte Versuch fand 2013/14 statt. Der Landrat des Kreises Düren, Wolfgang Spelthahn, hatte das benachbarte katholische Franziskus-Gymnasium eingeschaltet, in der Hoffnung, dass eine jüngere Generation eine Lösung finden könnte. Ein Projektkurs Geschichte setzte sich daraufhin intensiv mit dem Kriegsgeschehen im 'Hürtgenwald', den beteiligten Wehrmacht-Einheiten und der Nachkriegsinszenierung der 'Windhunde' auseinander, entfernte sich dabei aber immer mehr von dem Aspekt der 'Windhund'-Beteiligung. Letzten Endes entstanden aus dieser Initiative sechs Tafeln, die – nach fachwissenschaftlicher Sichtung und Bearbeitung – im Juni 2015 auf der benachbarten Kriegsgräberstätte installiert wurden. Die Anlage der 'Windhunde' ist damit bis heute großflächig unkommentiert geblieben, da seitens des Fördervereins trotz mehrmaliger Aufforderung keine eigenen Vorschläge eingebracht wurden.4

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1 Volk, Stefan: 70 Jahre „Die Sünderin“. Paradebeispiel für einen Skandalfilm. Stefan Volk im Gespräch mit Liane von Billerbeck 18.01.2021. In: Deutschlandfunk Kultur. URL: https://www.deutschlandfunkkultur.de/70-jahre-die-suenderin-paradebeispiel-fuer-einen-skandalfilm-100.html (zuletzt aufgerufen: 24.08.2023). Siehe auch: Fings, Karola/Möller, Frank: Der Tafelstreit im Hürtgenwald. Hintergrund, Lösungsvorschläge, Ergebnis. In: dies. (Hrsg): Hürtgenwald – Perspektiven der Erinnerung. Berlin: Metropol Verlag 2016, S. 205.
2 siehe dazu ebd.
3 zitiert nach: Möller, Frank: Erinnerungslandschaft Hürtgenwald. Kontroverse Kriegs- und Nachkriegsdeutungen 70 Jahre nach Ende der Kriegsgandlungen in der Eifel, Bonn: Selbstverlag Arkum 2016, S. 41.
4
Möller, Frank: Gedenkanlage von Angehörigen der 116. Panzerdivision der Wehrmacht. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-327319 (zuletzt aufgerufen: 24.08.2023).