Der Veteranenverband
Die Konflikte um die Tafeln stellten nur eine Episode in der Geschichte der Anlage dar, wenn auch eine wichtige, da inhaltliche Fragen um die Einordnung der Wehrmacht in den Kontext des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs explizit angesprochen wurden. Die Kritik lässt sich allerdings nicht auf die Phase des Streits um die Informationstafeln reduzieren, denn unumstritten war der Bau der Anlage von Beginn an nicht. Denn wenn auch die Anzahl derjenigen, die dort zur jährlichen Gedenkfeier zusammen kamen, bis in die 1990er-Jahre im dreistelligen Bereich lag, was für den ländlichen Raum eine beachtliche Besucher:innenzahl darstellte, so lässt sich doch nicht darüber hinwegsehen, dass die in Veteranenverbänden organisierten, ehemaligen Kriegsteilnehmer lediglich eine Minderheit unter den deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs repräsentierten.
Dass auch längst nicht alle ehemaligen Soldaten die Initiative zum Bau der Gedenkanlage bei Vossenack befürworteten, wird aus einem kurzen Schreiben des späteren Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll deutlich, der von 1939 bis Kriegsende selbst in der Wehrmacht gedient hatte. Am 09. April 1968 schrieb er an den Vorstand der 'Windhund-Division' eine kurze Replik auf deren Spendenaufruf für die Anlage:
"Würde 'Ihre' Division sich gleichzeitig darum kümmern, in den Dörfern und Städten, aus denen ihre Angehörigen stammen, Denkmäler und Gedenksteine für die ermordeten Juden, die mißhandelten russischen Kriegsgefangenen zu errichten – das wäre eine Aufgabe."1
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1 Familienverband ehemaliger Angehöriger der Windhunddivision (116. Panzer-Division) e.V. (Hrsg.): Der Windhund, 1968, H. 2, S. 5; siehe auch Möller, Frank: Gedenkanlage von Angehörigen der 116. Panzerdivision der Wehrmacht. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-327319 (zuletzt aufgerufen: 24.08.2023).