Die Gestaltung der Kriegsgräberstätte

Bepflanzungsplan des "Soldatenfriedhof Hürtgen" von Carl Ludwig Schreiber aus dem Jahr 1950

Bepflanzungsplan des „Soldatenfriedhof Hürtgen“ von Carl Ludwig Schreiber aus dem Jahr 1950. Unten rechts ist der Eingang markiert. (Quelle: Bundesgeschäftsstelle des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Bildarchiv.)

Skizze der Doppelkreuze für die Kriegsgräberstätte Hürtgen

Skizze der Doppelkreuze für die Kriegsgräberstätte Hürtgen von dem Garten- und Landschaftsarchitekten Carl Ludwig Schreiber aus dem Jahr 1950. (Quelle: Bundesgeschäftsstelle des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Bildarchiv.)

Bauherr und Finanzier der Kriegsgräberstätte war der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Dieser beauftragte 1949 den Garten- und Landschaftsarchitekten Carl Ludwig Schreiber (*1903†1976) aus Geilenkirchen mit der Planung und Bauleitung.

Schreiber zählte zu den Architekten, die dem „Heldengedenken“ früherer Jahre kritisch gegenüberstanden und bei der Gestaltung von Kriegsgräberstätten eher einer zurückhaltenden Trauer statt einer Verherrlichung des Soldatentodes Ausdruck verleihen wollten.

Entsprechend verzichtete er in Hürtgen auf einen axialen Aufbau und auf monumentale Objekte, wie sie in Form der strengen Raumgliederung und eines „Sarkophags“ noch auf der benachbarten Kriegsgräberstätte Vossenack zu finden sind. Schreiber setzte bei der Anordnung der Kreuze in Hürtgen auf geschwungene Reihen und auf eine harmonische Einbettung der Anlage in die umgebende Landschaft.

Für die Kriegsgräberstätte Hürtgen entwickelte Schreiber spezielle Doppelkreuze, die im Volksmund rasch den Namen „Kameradenkreuze“ bekamen und aus hellem Muschelkalk bestanden. Über die Jahre litten die Kreuze unter der rauen Witterung. Das führte dazu, dass sie 50 Jahre später ab dem Jahr 2002 nach einem Stufenplan komplett erneuert werden mussten. Dieses Mal wurde Ruhrsandstein verwendet, der als besonders witterungsbeständig gilt.

Dabei wurde darauf verzichtet, die Oberflächen erneut zu bossieren, also mit Meißel oder Fäustel zu bearbeiten, was der ersten Steingeneration noch eine naturbelassene und rustikale Anmutung verschaffen hatte. Lediglich die Seitenränder sind heute noch bossiert, die beidseitigen Flächen dagegen geglättet. Insgesamt 484 dieser Doppelkreuze befinden sich heute auf der Kriegsgräberstätte. Hinzu kommt ein Hochkreuz von knapp acht Metern Höhe, das – anders als die Doppelkreuze – noch in seiner ursprünglichen Fassung besteht.

Doppelkreuze nach Austausch im Jahr 2002

Aufnahme des Doppelkreuzes nach dem Austausch im Jahr 2002 auf Kriegsgräberstätte Hürtgen. (Quelle: Frank Wobig; NGHM / Universität Osnabrück)

Insgesamt plante Carl Ludwig Schreiber in der Nachkriegszeit mehr als einhundert Friedhöfe und Kriegsgräberstätten in der Eifel, in der Region Aachen und entlang des ‚Westwalls‘. Zeitlich parallel zur Anlage in Hürtgen entwarf er auch Pläne für die Kriegsgräberstätten oberhalb von Gemünd und am Kloster Steinfeld bei Kall.1

Mit einem mobilen 3D-Scanner wurde ein detailgetreues LiDAR-Model eines Doppelkreuzes von der Kriegsgräberstätte Hürtgen erzeugt, welches Sie in einer frei wählbaren 360°-Perspektive betrachten können. Ein weiteres LiDAR-Model zeigt den „Gedenkstein für die Toten im Osten" im Eingangsbereich der Kriegsgräberstätte.

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1Möller, Frank: Kriegsgräberstätte Hürtgen. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-327316 (Abgerufen: 8. Juni 2022)